Beleuchtet von verschiedenen Seiten
– Psychologie – Neurobiologie – Ethologie

Neben diesen 3 wissenschaftlichen Gebieten könnte man noch die Endokrinologie (Lehre der Hormone), die Biologie im Allgemeinen, Physik … usw. Allerdings sind diese 3 oben genannten die Hauptdisziplinen, weshalb es in diesem Blog auch hierum geht.

Die Dominanz entstand aus einem Gedankenmodell des Menschen heraus, um Beziehungen oder ein Verhalten zwischen Individuen bzw. generell Arten beschreiben zu können. Das Dominanzkonzept beruhte daher auf einer Interpretation von Verhalten/Beziehungen, die stark von Vorerfahrungen, Meinungen bzw. Vorurteilen und der situativen (aktuellen) Stimmung abhängig war. Zum Beispiel wurde früher eine angeborene Dominanz verschiedenen Rassen zugesprochen, weshalb da schon mal mit einem ganz anderen Blick drauf geschaut wurde. Grundlegend hat die Dominanztheorie einen Einfluss auf den Umgang mit dem Hund – hat sich auch bis heute gehalten, erstaunlicherweise, und nimmt meiner Meinung nach einen negativen Einfluss auf die Bindung „Mensch-Hund“.
Was ich meine?  Erkläre ich Dir:
– Ein Hund befolgt das Kommando nicht

  • Dominanztheorie: Der Hund hört nicht auf Dich / widersetzt sich Dir, Du musst dem mit Strenge (manchmal auch mit Gewalt) klar machen, wer hier der Chef ist
  • Ohne Dominanztheorie: Hinterfrage, warum der Hund zu diesem Zeitpunkt das Kommando nicht ausführen kann? –> steht er vielleicht auch stacheligen Untergrund / hat er Stress / kann er das Kommando unter Ablenkung / hat er körperliche Beeinträchtigung usw.

Dieses Dominanzmodell wird aus Unwissenheit leider oft missbraucht – zum Leidwesen der Hunde. Seine ursprüngliche Bedeutung war eine ganz andere.

Das wissenschaftliche Konzept: Biologie

In der Biologie trifft man im Themengebiet

  • Der Genetik auf dominante (& rezessive) Gene
  • Der Neurobiologie auf dominante Hirnareale
  • Der Ökologie auf Konkurrenz um Ressourcen verschiedener Arten (Mensch-Wolf, Mensch-Hai, Bär-Adler …)
  • Der Verhaltensbiologie auf
    –  Dominanzbeziehungen zwischen Artgenossen um gewisse Ressourcen zu einem bestimmten Zeitpunkt
    – EIN Aspekt einer innerartlichen Beziehung!

Warum die Dominanztheorie?

Man wollte Beziehungen zwischen Individuen beschreiben und erklären können, ohne jedes Mal im Detail auf die Körpersprache eingehen zu müssen. Zudem wollte man die Möglichkeit haben, eine Vorhersage treffen zu können. Genau hier scheitert allerdings die Dominanztheorie in den meisten Fällen, da ein Verhalten von verschiedenen Faktoren und Aspekten abhängig und beeinflussbar ist.

Die Dominanztheorie gibt uns keinerlei Auskunft darüber, wie man ein Verhalten über Dominanz verändern kann – denn dazu war sie gar nicht ausgelegt. Die menschliche Auslegung dessen über Rangreduktionsprogramme war nie Bestandteil dieses wissenschaftlichen Konzeptes. Dazu später mehr.

Die Geschichte des
Dominanz Konzeptes

Im Jahre 1802 entdeckte Latraille Dominanz Beziehungen bei Hummeln.

1922 wurde von Schjelderup-Ebbe die lineare Hackordnung bei Hühnern entdeckt.
In den 1920er/1930er hat Schenkel in Deutschland/Österreich Wölfe in Gefangenschaft beobachtet und durch Anwendung des Dominanzkonzepts Rangbeziehungen gesehen.

1960: Jane Goodall bei Primaten

1967: beobachtet Mech wieder Wölfe in Gefangenschaft

1974: Ameisen

Letztlich konnte man das Dominanzkonzept auf alle Säugetiere übertragen. Lag vielleicht daran, dass es nichts Besseres gab und es zudem auch in die menschliche Weltanschauung / Prägung passte. Hast Du nun Fragezeichen im Kopf? Das Dominanzkonzept beruhte von Anfang an auf der menschlichen Interpretation und der Mensch sieht das, worauf er geeicht wird -> Geschichtliche Exkursion: die Regierungsformen in Mitteleuropa waren damals Monarchie, dann kam die Diktatur und letztlich die Demokratie. Also sah der Mensch das, worin er selbst lebt – Hierarchie.

In allen beobachteten Fällen waren es innerartliche Beziehungen und keine Übertragungen wie z.B. Mensch-Hund.  

1986: angepasste Hackordnung. Hier erkannte man auch submissive Verhaltenszüge – Beschwichtigungen wurden beachtet.

Demnach würde ich behaupten, dass das Dominanzkonzept ein durchaus „vermenschlichtes Konzept“ ist. Da das, was der Mensch bei Säugetieren sieht, eben reine Interpretation (basierend auf Vorerfahrung, Stimmung, Meinung) ist.

Witzig finde ich, dass gerade die Menschen, welche an der Dominanztheorie festhalten, gerade diejenigen sind, welche den „Wattebauschwerfern“ bzw. denjenigen, die über positive Verstärkung arbeiten, eine Vermenschlichung der Hunde vorwerfen.

Definition „Dominanz“ nach Drews

Es geht um die Beschreibung einer Beziehung zwischen zwei Individuen, zu einer bestimmten Zeit, in einer bestimmten Umwelt UND um eine bestimmte Ressource.

Die Dominanz geht immer vom Submissiven aus! Klingt komisch? Dachte ich anfangs auch, bei längerem darüber nachdenken machte es dann allerdings Sinn:

Stell Dir 2 Hunde vor, einen unsicheren und einen sicheren Hund. Stellt der unsichere Hund Anspruch auf eine Ressource, geht die Dominanz von diesem aus.
Streiten sich zwei Hunde um eine Ressource, so sind die zwei noch im Konflikt. Erst, wenn einer aufgibt, stellt er sich als Unterlegener (Submissive) dar.

Die Definitionen von Dominanz

Es gibt unterschiedliche Definitionen, weshalb die Theorie auf wackeligen Beinen steht. Eine Definition beinhaltet Aggressionsverhalten, die andre nicht. Dann gibt es die theoretischen Ansätze sowie der angeborenen Dominanz. Alles Auslegungssache je nach Autor. Daher wäre es auch ratsam, wenn man sich über Dominanz unterhält, welchen Ansatz man verfolgt und was man damit eigentlich meint.

Dominanzverhalten

Damit ist ein gezeigtes Verhalten gemeint, um
– Zugang zu einer Ressource zu bekommen / zu behalten
– Gegenüber einem anderen Individuum
– in einem bestimmten Kontext
– ohne den anderen zu verletzen!

Dominanzverhalten ist
– individuell
– Ressourcenabhängig
– situativ

Darwins dominant (attacking) dog

Der Hund zeigt körpersprachlich
– durchgedrückte Vorderpfoten
– nach vorne gestellte Ohren
– kurze Maulspalte
– erweiterte Augen
– aufgestellte Nackenhaare
– nach oben gestellte Rute

In der Theorie geht man davon aus, dass ein dominanter Hund so aussieht, damit er zielführend seinen Ressourcen Anspruch behaupten kann.

Nun haben wir ja schon gelernt, dass Dominanz eine innerartliche Beziehung beschreibt und folglich müsste es einen Gegenpart zu diesem auf dem Bild gezeigten „dominanten“ Hund geben um klar sagen zu können, dass dieser gezeigte Hund dominant ist. Dieses bildhafte Gegenstück gibt es nicht. Das heißt, es basiert lediglich auf Annahmen, dass dieses Verhalten zielführend und somit zur Dominanz führt. Es ist also nur ein Name für ein Verhaltensdisplay, welches auch Dorit Feddersen-Petersen so in ihrem Buch „Ausdrucksverhalten beim Hund“ tituliert.

Rangordnung

Der Mensch scheint sehr darauf fokussiert zu sein, alles in Rangordnung festlegen zu wollen – auch heute noch, egal ob Firmen oder Vereine.

  • Beobachtung der Hackordnung 1922 von Schjelderup-Ebbe
  • Beobachtung Wölfe von Schenkel, Rabb, Mech
    (Mech korrigierte seine Annahmen 1999)

Alle Beobachtungen fanden bei Wölfen in Gefangenschaft statt – die freilebenden wurden alle erschossen. Da sich die Wolfspublikation wieder vermehrt und man somit auch mehr Fakten sammeln kann, ist inzwischen klar, dass viele damaligen Beobachten nicht übertragbar sind und das Verhalten viel komplexer ist.

Wie kam es nun zur Dominanz beim Hund?

In der Annahme, dass der Hund vom Wolf abstammt -> Heute weiß man, dass der Hund nicht von dem heute bekannten Wolf abstammt, sondern dass die heutigen Wölfe und unsere Hunde einen gemeinsamen Vorfahren haben. Ähnlich wie Mensch und Affe.

Auf jeden Fall, in der Annahme das dem so sei, wurde diese Theorie auf unsere Hunde übertragen:
– Hunde bilden eine lineare Hierarchie
-> man hat das nie kontrolliert.

Ebenso wurde diese Annahme auf die Mensch-Hund-Beziehung übertragen:
– Mensch und Hund konkurrieren um die Rangfolge
-> wurde ebenfalls nie kontrolliert

Rangordnung heutiger Stand

Untersuchung der Mensch-Hund-Beziehung:

  • keine Rangordnung auszumachen (lt. Bradshaw)
  • zudem sind wir unterschiedliche Arten (Hund ist kein Mensch und Mensch ist kein Hund)
  • wir haben unterschiedliche Bedürfnisse

……. FORTSETZUNG FOLGT ………

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