Übersetzt als „medizinisches Training“ gibt das ganze ziemlich wenig her, worüber das Training handelt. Eigentlich sehr schade, denn es gibt kaum ein sinnvolleres Training!
Natürlich gibt es Trainingseinheiten, die je nach „Baustelle“ eines Hundes priorisiert werden müssen und entsprechend Vorrang haben – wer wüsste das nicht besser als ich mit Titus 😏 Allerdings und hier kommt der Knackpunkt bzw. die Brücke die viele Hundehalter oftmals suchen: Bindungsaufbau!
Für einen Angsthund oder generell unsicheren Hund haben Vertrauen, Sicherheit, Transparenz und Bindung einen sehr hohen Stellenwert. Über Trickdogging habe ich bei Titus „einen Fuß in die Tür bekomen“ und konnte hierüber auch bestimmte Einheiten des Medical Trainings üben, wie z.B. ein Kooperationssignal: Titus sagt an, wann er bereit ist für eine Behandlung und wann seine Kooperation aufhört – indem er die Position löst.
Vor einiger Zeit begleitete ich eine Kundin zum Tierarzt. Anfangs war sie mit ihrer Hündin allein beim Tierarzt im Behandlungszimmer. Nach wenigen Minuten wurde ich hinzu gerufen, da „man dem Hund nicht Herr wurde“. Wir reden hier von einem Parson Russell Terrier und keiner Dogge oder ähnlichem. Die Hündin war so gestresst durch das fixiert werden müssen und was da an ihr / um sie herum geschah, dass sie sogar Kot und Urin verlor.
Das kann jedem Hundehalter mit seinem Hund passieren. Ein Hund kann auch anfangs bester Freund mit dem Tierarzt sein und durch eine negative Erfahrung sein Verhalten ändern.
Auch Fips war anfangs so begeistert von unserem ersten Tierarzt, dass er das Sprechzimmer lautstark unterhielt – bis er endlich vom Tierarzt begrüßt wurde, dann war für ihn wieder gut. Fips hatte in seinen ersten Lebensjahren bereits mehrere OPs und da ging einmal etwas schief – das Vertrauen war weg … sowohl zum Tierarzt als auch in mich! Das war eine schmerzhafte und auch sehr lehrreiche Zeit – weswegen meine Selektion eines Tierarztes so stark ausgeprägt ist. Heutzutage sehen unsere Tierarzt Besuche wieder sehr entspannt aus – auch wenn wir mal eine andere Praxis als die in Longuich aufsuchen. Als bei Fips Knochentumor diagnostiziert wurde, waren wir in Wiesloch-Frauenweiler. Fips musste zum Röntgen und aufgrund der Corona Verordnung konnte ich nicht mit. Fips würde nie mit Fremden mitgehen – in diesem Fall tat er es … vielleicht wissend, dass es nötig war … ich weiß es nicht. Ist eine gute Frage für eine Tierkommunikation – behalte ich mir im Hinterkopf.
Bei unseren regelmäßigen Herzultraschall Terminen in Longuich sind die Helfer/innen immer begeistert von Fips … egal ob Röntgen, Ultraschall, Blutentnahme – Fips lässt alles mit sich machen. Was wiederum die Arbeit der Tierärzte und Helferinnen extrem erleichtert. Fips muss nicht fixiert werden – ausser beim Herzultraschall, damit er nicht von der Bridge rutscht – und das alles macht eine entspannte Behandlung möglich. Je entspannter alles abläuft, umso besser für alle Beteiligten – in erster Linie für den Hund. Denn stell Dir mal vor: Du musst notfallmäßig zum Tierarzt, Dein Hund ist aufgrund des Vorfalls / Unfalls eh schon aufgeregt / erregt und dann kommt noch eine (schmerzhafte) Behandlung auf ihn zu, von der weder Ablauf noch Inhalt kennt. Stell Dir die oben erwähnte Parson Hündin vor – das war eine normale Untersuchung: Abtasten, Vitalwerte, Blutentnahme und sie hat bereits so reagiert.
Puuuhhhh, da geht mir schon der Puls – den anderen Beteiligten bestimmt auch und da wären wir bei der Stimmungsübertragung … ein mächtiges Werkzeug, positiv wie negativ.
Grundlegend versuche ich meinen Hunden so viel Transparenz wie möglich zu geben, damit sie wissen, was auf sie zu kommt. Daher auch Medical Training. Dazu muss ich allerdings auch erwähnen: das ganze Medical Training bringt Dir nichts, wenn Dein Tierarzt keinen Wert drauf legt und einfach los behandelt ohne mit euch als Team zu kooperieren.
Was trainiert man beim Medical Training?
Dazu gibt es bestimmt unterschiedliche Auffassungen – je nachdem wie breit man fächert / was man abgedeckt haben möchte. Bei unserem letzten Kurs wurden folgende Punkte thematisiert:
– Markersignal
– verschiedene Targets für bestimmte Übungen wie Maul öffnen zur Zahnkontrolle oder das Abtrocknen
– Seitenlage
– Krallen schneiden / feilen
– Fellpflege
– Duschen
– Zecken entfernen
– Tischtraining
– Fixieren des Hundes
– Zähne reinigen
– Körpertemperatur messen
– Ohrenpflege
– Augen untersuchen
– Halskragen
– Vorbereitung Blutentnahme
– Maulkorb
Das sind meiner Meinung nach alles Themen, die jeden Hundehalter betreffen bzw. in die Lage kommen kann, es zu gebrauchen. Eine Kundin z.B. wollte mit ihrem Dackel-Mix nur wegen einer Impfung ausnahmsweise den Tierarzt um die Ecke aufsuchen und ihr Hund musste sofort einen Maulkorb anziehen – oder diesen wird die Behandlung / die Impfung verweigert. Tja, war blöd für den Hund, da er bis dato noch nie einen Maulkorb gesehen hatte und die Tierärzte auch nicht für jeden Hund einen passenden Maulkorb da haben. Da zwickt es entweder in die Backen oder drückt in die Augen oder an der Nase …. nicht schön! Ist doch kein Wunder, dass die Hunde keinen Bock auf Tierarzt haben. Übernimm Verantwortung und hilf Deinem Hund, so dass die künftigen Termine für euch zu keinem Marathonlauf werden, sondern einen entspannten Spaziergang darstellen.
Das Skript zum Medical Training wird es bald bei den Selbstlernkursen geben.
Bis bald
Verena mit Fips und Titus 🐾🐾🍀🐾🐾💖👣