Wie können wir die Kommunikation mit unserem Hund während dem Training und auch im Alltag verbessern?

Die gängigste Version ist, dass wir unserem Hund „Fein“ oder „Super“ sagen, sobald er etwas richtig gemacht hat.

Wenn ich meine Kunden frage, ob sie ein Lobwort haben, werden meistens diverse Wörter aufgeführt, die eben genauso im praktischen Umgang mit dem Hund verwendet werden und genau da liegt schon der Knackpunkt.

Dem Hund fehlt die nötige Transparenz und Sicherheit hinter dem Signal / Kommando – neben dem Zeitmanagement.

Wenn ich einem Hund etwas beibringen möchte, kann ich ihm schwerlich in meiner Sprache erklären, was ich von ihm möchte – da sind wir uns wohl alle einig 😊 Deswegen brauchen wir ein sogenanntes „Markersignal“ das dem Hund mitteilt „Genau das möchte ich haben / Das war super. Das Markersignal ist quasi ein Textmarker: er markiert das, was ich möchte und für das Zeigen des erwünschtes Verhaltens bekommst Du eine Belohnung. Dieses Markersignal muss vorab konditioniert werden. Mit diesem Markersignal und der Verschiebung des Belohnungspunktes, arbeiten wir uns am Trainingsplan entlang, hin zu unserem erwünschten Ziel.

Das Markersignal – was ist das?

Ein Markersignal ist ein bestimmtes Wort- oder auch Geräusch, das punktgenau Verhaltensweisen des Hundes “markiert” und dem Hund somit sagt: “Das, was du gerade in diesem Moment machst, ist aus menschlicher Sicht richtig – und du bekommst dafür eine attraktive Belohnung.” Damit ein Hund sein gezeigtes Verhalten mit einer Konsequenz verknüpft, hat man nicht viel Zeit zu reagieren. Genau genommen nur 0,5 bis 2 Sekunden. Da es in vielen Situationen fast unmöglich, oder nur sehr schwer ist, in dieser kurzen Zeitspanne adäquat auf das gezeigte Verhalten des Hundes zu reagieren, können Sie das Markersignal zur Hilfe nehmen. (Quelle: easy-dogs.net)

Was ist der Belohnungspunkt?

Das veranschauliche ich Dir anhand einer Situationsbeschreibung:

Ein fremder Hund kommt auf euch zu und Du möchtest, dass Dein Hund nicht den anderen Hund blick-fixiert, sondern Dich anschaut.

  1. Punkt:
    Marker den Blick Deines Hundes zum anderen Hund ein paar Mal und setze dann aus. Dein Hund erwartet bereits, dass der Click/der Marker kommt und wird Dich anschauen, wenn dieser ausbleibt. Das ist der Zeitpunkt, indem wir den Belohnungspunkt verschieben …
    (je nach Hund werden diese Schritte aufgebaut. Manche Hunde brauchen Zwischenschritte / einen kleinschrittigeren Trainingsplan)
  2. Punkt:
    Dein Hund sieht einen anderen Hund und schaut daraufhin Dich an -> Markern
  3. Punkt:
    Je nach Ziel, arbeitet man orientierend am erwünschten Verhalten weiter.
  4. Punkt:
    usw….

Wie geht’s nun weiter, wenn der Hund das Markersignal kennengelernt hat?

Hunde lernen im Alltag mitunter über Erfolg & Misserfolg. Sie sind genetisch bedingt „Energie Sparer“. Das heißt, sie zeigen ein Verhalten nur dann, wenn es sich lohnt. Ob sich ein Verhalten lohnt, bestimmt der Hund – über intrinsische oder extrinsische Motivation.

Möchtest Du Deinem Hund von einem Hasen abrufen? Komm ihm nicht mit einer handvoll Trockenfutter. Die Belohnung / Motivation muss ihm schmecken, nicht Dir.

An dieser Stelle höre ich selten aber dennoch:

„Mein Hund soll das für mich tun und nicht für die Belohnung!“

Hierbei möchte ich niemandem auf die Füße treten, das liegt mir fern. Ein Hund ist ein Lebewesen – kein Roboter. Ein Hund hat genauso eine Psyche, eine Seele, Gefühle und Gedanken wie wir Menschen.

Eine Mensch-Hund-Beziehung ist eine Beziehung und diese kann nur existieren, wenn jeder Teil auf seiner Seite an dieser Brücke / Verbindung arbeitet. Quasi wie Du und Dein Chef. Oder gehst Du aus Liebe zu Deinem Beruf / Deinem Chef ohne Gehalt arbeiten?

Ja, es gibt Menschen die ihre Brücke auf Angst aufbauen. Das heißt der Hund „befolgt“ die Kommandos aus der Angst heraus vor den Konsequenzen.

DAS IST FÜR MICH KEINE LEBBARE BEZIEHUNG!

Meine Hunde bekommen klare Grenzen gesetzt, damit sie Sicherheit haben in ihrem Bewegungsrahmen. Sie bekommen Transparenz für ihr Vertrauen in mich – je stärker das Vertrauen, umso größer der Bewegungsrahmen.

Sie bekommen bei mir und durch mich emotionale Unterstützung (social support), damit sie nicht das Gefühl haben, alleine zu sein / um ihnen ihre Angst zu nehmen / neues kennenlernen können trotz Unsicherheit usw.

Alles was ein Hund an Verhalten zeigt, hat einen Grund! Es liegt ebenso in deiner Verantwortung, auf diesen einzugehen.

Hattest Du mal einen Angsthund oder kennst einen? Dann wirst Du verstehen, wie wichtig Sicherheit, Vertrauen, Grenzen, Transparenz und Social Support sind.

Ich möchte auch, dass mein Hund auf den Rückruf sofort reagiert – auch wenn ich mal keine Belohnung dabei habe. Das geht tatsächlich dann, wenn die Basis stimmt.

Zurück zum Thema …

Checkliste:

*    Markerwort konditioniert

*    Abstufung der Lobwörter (und auch konsequent befolgen)

Was ist mit Abstufung der Lobwörter gemeint?

Das Markersignal sagt dem Hund „Super gut gemacht, dafür bekommst Du eine Belohnung.“

Wir möchten ja nicht ständig und dauerhaft selbst einfache Übungen wie Sitz oder Bleib etc. mit dem Markersignal bzw. hochwertig belohnen. Deswegen führt man Abstufung ein wie z.B.

  • „Fein“ für Note 2
  • „Super“ für Note 3
  • „Gut“ für Note 4
  • …. Usw.

Anhand dieser Abstufung erfolgt auch eine entsprechende Belohnung.

Bei Note 1 gibt es das mega tolle Leckerli (Wurst, Käse, …).

Bei Note 2 gibt es auch ein Leckerli, aber kein hochwertiges (z.B. Trockenfutter).

Bei Note 3 gibt es eine verbale Belohnung und ein Popo-Krauler (soziale Zuwendung).

Bei Note 4 dennoch verbal bleiben und sich selbst hinterfragen, ob die eigene Vorgehensweise passt (evtl. Umfeld überprüfen bzgl. Ablenkung oder ging man zu schnell einen Schritt im Training voran) 😊

Dann fängt eine variable Belohnung an, um das Verhalten ins Langzeitgedächtnis zu bringen usw und sofort …

Mit der weiteren Theorie möchte ich Dich nicht unbedingt langweilen, dennoch gibt es ein paar Punkte, die ich zumindest kurz anschneiden möchte, damit Dein Verständnis für die Art und Weise, wie Dein Hund lernt, eventuell noch ein Stück verbessert werden kann. In Klammer setze ich die jeweiligen Fachbegriffe, so kannst Du selbst entscheiden, ob Du im Internet noch mehr darüber erfahren willst.

  • Was verstärkt ein Verhalten Deines Hundes? (operante Konditionierung)

Die Konsequenz, die auf das Verhalten folgt, beeinflusst das zukünftige Verhalten.

Kurzform:

Handlung (bewußtes Verhalten) + Konsequenz (Verstärkung/Strafe) = Verhalten wird wahrscheinlicher/unwahrscheinlicher

Dabei gibt es vier mögliche Konsequenzen, die das Verhalten in der Zukunft mehr oder weniger werden lassen.

Es kann etwas hinzugefügt(+ / positiv) oder entfernt(- / negativ) werden, und das kann für denjenigen angenehmoder unangenehmsein.

Als Folge davon wird das Verhalten in Zukunft entweder häufiger (Verstärkung) oder seltener (Strafe) gezeigt.

Diese vier Möglichkeiten lassen sich am einfachsten in einer Grafik mit den vier Bereichen (den vier Lernquadranten) darstellen.

*Positiv bedeutet bei der operanten Konditionierung, dass etwas hinzugefügt wird. Negativ folglich, dass etwas weggenommen wird.

Bild aus der Kampagne #positiverocks

Was ich noch zum Ende hin erwähnen möchte: Hunde lernen beim Training nicht nur Signale / einen Trainingsablauf. Die verknüpfen damit auch die Umwelt, was sie gerade fühlen und folglich auch die Ausführung der Signale sein. Fühlt sich der Hund gut und hat das neu erlernte Signal mit diesen tollen Emotionen verknüpft, wird er diese auch künftig bei Signal Abfrage wieder empfinden bzw. sich daran erinnern und folglich auch das Signal entsprechend ausführen.

Wie sich dein Hund im Training fühlt, was er bei der Arbeit mit Dir empfindet, das liegt ganz allein in Deiner Hand!

Mach was draus 🐾🍀💖👣

Liebe Grüße

Verena

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