Bevor ich auf das „wann wird es leichter“ zu sprechen kommen, ein paar Fragen an Dich:

Wie viele Versuche hast Du bereits unternommen, um das unerwünschte Verhalten zu verbessern?

Wie sahen diese Versuche aus? Hast Du Deinen Hund z.B. in die Situationen, in denen er für gewöhnlich das unerwünschte Verhalten zeigte, hinein gezwungen in der Hoffnung „Er wird es irgendwann lernen?“

Was hat es mit Dir gemacht? Schreckst du zusammen oder wirst Du starr wenn Du die Situationen bereits „auf Dich und Deinen Hund zukommen siehst“? Wirst Du vielleicht sogar kurzatmig oder hältst für einen kurzen Augenblick gänzlich auf zu atmen?

Oder meidest Du inzwischen sämtliche Möglichkeiten, damit Dein Hund kein unerwünschtes Verhalten mehr zeigt?

Ich kann Dich beruhigen, auch mir ging es phasenweise so.

Wie es besser wurde?

Ab dem Zeitpunkt, als mir klar wurde:
– wie ist mein Hund eigentlich?
– presse ich meinen Hund in eine Form, in welche er nicht passt?
– welche Erwartung(en) habe ich gegenüber meinem Hund und kann er diese überhaupt erfüllen?
– Sind das überhaupt meine Erwartungen oder die der Gesellschaft?
– kommt mein Hund mit meinem Alltag überhaupt klar?
– was kann ICH verbessern, damit es meinem Hund besser geht?

Ja, das sind sehr unangenehme Fragen und die Antworten entsprechend auch nicht leicht. Dafür ließ ich mir Zeit und überlegte gründlich. Außerdem nahm ich die Möglichkeit der Tierkommunikation hinzu. Was dabei raus kam? Das zeig ich Dir hier:

Unsere „magischen“ Worte waren AKZEPTANZ und Geduld.

Als ich anfing ihn so zu akzeptieren, wie er ist – ihn so sah, wie er ist und ihn dadurch mehr sein lassen konnte wie er ist, drehte sich das Blatt. Die logische Konsequenz war, dass er von nun an mehr Bejahungen von mir bekam als Verneinungen und genau das tat ihm – bzw. uns – sehr gut.
? Diese Erkenntnis tat mir sehr weh, da ich sehr genau weiß, wie sich Titus hat fühlen müssen. Auch beim Lesen vom Protokoll der TK flossen mir die Tränen. Die TK gab auch wieder Anlass zur Frage, ob Titus bei mir richtig ist. Als ich diesen Gedanken erstmals öffentlich mitteilte, war die Resonanz enorm ? Bei meiner Entscheidung liess ich Emotionen aussen vor, denn Titus zu behalten aus eigenen egoistischen Gründen, ist für mich ein absolutes No-Go!
Nachdem der Kopf zu einem Ergebnis kam und glücklicherweise konform lief mit der Entscheidung des Herzens, musste nur noch meine berufliche Entscheidung den Kunden mitgeteilt werden – das war beinahe genauso schwer, wie die Entscheidung zuvor. Denn natürlich ging die Frage durch den Kopf „Verliere ich dadurch Kunden?“ …. Die Antwort: „Nein, tat ich nicht!“ Bis auf eine „bescheidene“ Frage war die Resonanz der Kundschaft durchweg positiv.

Titus brachte mich dazu, meine Komfortzone zu verlassen. Er liess mich, meine Persönlichkeit wachsen und, dafür bin ich ihm unsagbar dankbar, lässt er mich fachlich viel lernen, was ich wiederum an meine Kunden weitergeben kann. Z.B. bei Titus Verhalten gegenüber fremden Hunden: wir waren in der Hundeschule und machten das klassische Click für Blick. Das brachte erste Erfolge, doch wir landeten auf einem „Lern-Plateau“ und kamen nicht weiter. Intuitiv, mit dem Fachwissen im Background, begann ich eine andere Möglichkeit und startete diese Trainingsform auch mit einer Kundin im Begegnungstraining. Im Vergleich zu anderen Kunden, die hauptsächlich mit Click für Blick zuvor trainierten, kam diese Kundin mit der „neuen“ Form sehr schnell voran. Eine zeitlang später erfuhr ich durch einen Podcast von Grisha Stewart und BAT (Behavior Adjustment Training). Es zog mich förmlich dazu, mehr darüber zu lesen und meine Augen wurden immer größer ? Musste sogar meine Kunden fragen, ob das tatsächlich das ist, was wir im Begegnungstraining tun …. Ja, war es ? Was das in mir auslöste, muss ich ja nicht sagen ? Die Gewissheit zu bekommen, dass die Intuition richtig ist, fühlt sich mega gut an.

Was hat das nun mit Geduld zu tun?

Wie lange hat Dein Hund das unerwünschte Verhalten gezeigt? Mit jedem Mal festigte sich dieses unerwünschte Verhalten umso mehr. Daher konnte über die Dauer der Zeit eine „Gewohnheit“ daraus werden. Warum Dein Hund dieses Verhalten zeigt, hat ja eine Ursache. Er tut das nicht, um Dich zu ärgern oder ähnliches. Also schau nach der Ursache, lasse Dich hier auch von einem Hundetrainer unterstützen, denn z.B.: Dein Hund pöbelt an der Leine wenn er einen anderen Hund sieht und möchte unbedingt zu dem anderen Hund hin … das kann Frustration sein, weil er durch die Leine daran gehindert wird zu dem anderen Hund zu kommen … es kann aber auch den Grund haben, dass der Hund zu dem anderen will um ihm „die Meinung zu sagen“… es kann auch eine Vermischung sein aus Angst und erlerntem Verhalten …
Wenn Du nun anfängst an diesem unerwünschten Verhalten zu arbeiten, tut ihr das anfangs optimalerweise mit einem Hundetrainer (findest Du hier), damit ihr eine gute Basis für euren Alltag schaffen könnt. Training besteht auch durch die Nutzung von Managementmaßnahmen. Anfangs kannst Du von etwa 80% Management und 20% Training ausgehen. Dieses Verhältnis verschiebt sich nach und nach. Wenn Du nun allerdings davon ausgehst, dass es ja eh dauert bis sich das Verhalten Deines Hundes sich ändert und Du nun lieber auf der Couch liegst …. so ist das nicht gemeint ? Stell Dir vor, dass Du mit Deinem Hund mit jeder erfolgreichen Trainingsstunde eine Stufe höher kommst. So habt ihr irgendwann die selbe Stufe erreicht wie die „schlechte Gewohnheit“ auf der anderen Seite. Durch stetiges erfolgreiches Training bekommt Dein Hund mehr Sicherheit und bleibt im Vorderhirn, kann somit das erlernte abfragen und zeigen. Gerät er in Stress, kann er ins Hinterhirn rutschen und zeigt das alte unerwünschte Verhalten.

Vorsichtshalber erwähne ich das dazu:
Zeigt Dein Hund unerwünschtes Verhalten und wird dafür gerügt / bestraft, ist das kontraproduktiv. Warum er dieses Verhalten zeigt, hat einen Grund und bekommt er von Dir als Frauchen/Herrchen keine Untersützung, ist das nicht von Vorteil. Je nach Situation lernt Dein Hund „Okay, ich bin auf mich alleine gestellt – ich muss das klären!“. z.B. Dein Hund hat Angst vor entgegenkommenden Hunden und zeigt alle Stufen der Eskalationsleiter – Du erkennst diese allerdings nicht und gehst immer weiter in Richtung entgegenkommenden Hund, vielleicht ziehst Du Deinen Hund sogar mit…. Da hat er letztlich keine andere Möglichkeit als zu eskalieren und seiner Angst Ausdruck zu verleihen.
Wenn Du diese Stufen der Eskalation nicht als solche wahrnimmst, allerdings die akustische Signale wie knurren / bellen und Du Deinem Hund diese verbietest, kann es passieren, dass Du ihm diese Eskalationsstufen „abtrainierst“. Dein Hund hat auf diesen Stufen somit mehr Angst vor Dir und dem, was ihm droht wenn er diese Stufen zeigt – doch letztlich ist seine Angst vor dem anderen Hund größer und er eskaliert ohne Vorwarnung.
Bitte beachte dies in Deinem Umgang mit Deinem Hund.
Verneinst Du Deinen Hund immer wieder, gibst Du ihm keinen Raum zum Lernen – er lernt nicht, wie es besser geht – und ihr werdet beide über die Zeit Frust aufbauen.
Bejahst Du Deinen Hund und seien es nur Teilschritte, lernt Dein Hund was sich lohnt und wird Dir auch mehr erwünschtes Verhalten anbieten. Nutze das! Denn wenn Dein Hund Dir zeigt, was er situativ leisten kann, festigt sich das viel besser.

Nun zur Frage:

Wann wird Dein Leben leichter mit einem „problematischen“ Hund?

Eine genaue Zeitangabe kann ich Dir nicht geben. Dieser Prozess dauerte bei mir wenige Wochen. Nach dem ganzen Blogartikel hast Du sicherlich gemerkt, dass ein Teil der Arbeit an Dir selbst stattfindet. Wenn Du diese Aufgaben angehst, wird sich Deine Sichtweise für/auf Deinen Hund verändern und dadurch ändert sich bereits vieles. Spürt Dein Hund eine höhere Akzeptanz durch Dich und wird von Dir öfters bejaht, wird er sich Dir gegenüber mehr öffnen und kooperativer sein. So schaffst Du eine bessere Grundlage für euer Training.
Eine tatsächliche Zeitangabe im Training für eine Verhaltensveränderung kann ich Dir geben: bis sich ein Verhalten verändert dauert es mindestens 6 Wochen. Arbeitet man kontinuierlich und kompakt, kann man das ganze daher schnell verändern. Durchschnittlich brauchen Kunden bei mir 4 – 6 Einzelstunden und können danach alles weitere im Alltag festigen.

Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Es lohnt sich! Das heißt natürlich nicht, dass ich mit Titus bereits fertig bin ? Nein, bei Titus kommen noch andere Faktoren hinzu, die das Vorankommen etwas erschweren. Die bisher neue erhaltene Lebensqualität möchte ich allerdings nicht mehr missen ? Wir sind inzwischen soweit, dass ich sogar meinen Eltern zutraue, mit ihm Gassi zu gehen – und sie haben 0 Fachwissen, aber eine gute Intuition. Dadurch habe ich die wundervolle Möglichkeit, Titus den Frust und Stress im Dogwalking Alltag zu ersparen und er kann zuhause bleiben. Er ist viel entspannter, dadurch hat er mehr Impulskontrolle und das Training klappt seither nochmal besser.

Geh es an. Du und Dein Hund habt es verdient ?

Liebe Grüße

Verena mit Fips und Titus ?????

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