Heute morgen kam durch ein Video in Facebook das Thema Impulskontrolle auf.

Meines Erachtens ein sehr wichtiges Thema, leider wird es oft übersehen, als unwichtig abgehakt oder ist es einfach nicht so bekannt?

Was ist Impulskontrolle?
Jeder von uns hat den Impuls auf einen Auslöser zu reagieren. Wir wissen alle, dass der erste Impuls nicht immer der Beste ist. Was machen wir? Wir lernen und üben uns darin, nicht immer auf den ersten Impuls zu reagieren und – sprichtwörtlich – „schlafen wir erst einmal eine Nacht darüber“.

Hunde haben ebenfalls den Impuls auf einen Auslöser zu reagieren und genaue wie bei uns liegt dies sehr nahe an der Frustration – „man darf nicht was man will“.

Stellt Euch einen Becher vor. Dieser Becher symbolisiert die Impulskontrolle. Ist der Becher voll, ist alles in Ordnung, unsere Nerven sind geschont und es kann kommen was mag – uns bringt nichts aus der Fassung! Yeah! 🙂

Mit jedem negativen Auslöser schwappt etwas Flüssigkeit aus unserem Impulskontroll-Becher und leert sich nach und nach. Eigentlich nicht so dramatisch, denn der Becher kann sich wieder füllen durch Essen, Schlafen und Entspannen. Klingt erstmal gut, oder?
Aber: abhängig vom Auslöser und dem Impuls, leert sich der Becher mal schneller und mal langsamer. Bei mehreren aufeinanderfolgenden Auslösern ist der Becher unter Umständen leer. Die Impulskontrolle geht mehr als alles andere an den Abbau des Glucose Spiegels im Blut. Das Gehirn, die roten Blutkörperchen und das Nierenmark sind zur Energiegewinnung auf Glucose angewiesen – somit ist die Glucose ein wichtiger Energielieferant. Eine Unterzuckerung kann somit die Hirnleistung vermindern, Krampfanfälle, eine vermehrte Adrenalinausschüttung und zittrige Hände sowie Schweißausbrüche verursachen.

Kommen wir zurück zum Becher:
ist der Becher voll, sind wir entspannt und es bringt uns nichts so leicht aus der Fassung.
Ist der Becher nahezu leer, könnte das berühmte Tüpfelchen auf dem „i“ der Auslöser für eine Explosion in einer Situation sein, in der wir eigentlich nicht mal mit der Wimper zucken würden.

Bei unseren Hunden ist es genauso!

Was könnte ein Auslöser sein?
– Ist der Hund jagdlich ambitioniert, so könnte ein Jogger / Radfahrer / Skater ein Auslöser sein.
– Ist der Hund ein Ball-Junkie und startet mit einer Sandwolke durch wenn alleine die Arm Bewegung zum Ball werfen eingesetzt hat.
– Begrüßt der Hund gerne Besucher und springt an ihnen hoch.
– Bleib Übung in der Hundeschule
– Sichtung eines anderen Hundes
….
Es gibt sooo viele Impuls-Reaktionen auf die verschiedensten Auslöser. Jeder Hund ist anders und verliert entsprechend auch unterschiedlich an „Flüssigkeit des Impulskontroll-Bechers“. Dem einen fällt es schwerer, nicht hinter dem Jogger herzujagen. Dem anderen fällt es schwerer bei der Bleib-Übung zu warten. Man kann das nicht verallgemeinern, da jeder Hund individuell ist.

Kann man an dieser Impulskontrolle arbeiten?
Ja, kann man. Aber Training an der Impulskontrolle immer nur für kurze Einheiten -> Glucose Spiegel.
Man kann auch ein Alternativverhalten trainieren, so dass der Hund lernt anstatt dem Impuls zu folgen ein alternatives Verhalten zeigt.

Hier auch ein Link zum Thema:
https://markertraining.de/impulskontrolle/

 

Ein persönliches Beispiel aus meinem Dogwalker-Leben 😀
Erst kürzlich habe ich eine (anonyme) Google Rezension über mich gelesen, in welcher steht:
Einzelrunden, die für 1 Stunde bezahlt sind, werden ohne Rücksprache auf 30 Minuten oder weniger gekürzt.
In meinen AGB steht, dass ich mich an das Tierschutzgesetz halte und entsprechend handle. Eine Kürzung bei hohen Temperaturen muss ich nicht erwähnen :p . Also gehen wir mal von angenehmen Temperaturen aus, bei denen jeder Hund ohne Probleme eine ganze Stunden laufen könnte. Hunde, die sich bei mir in der Einzelrunde befinden, sind zumeist nicht „Gruppentauglich“, weswegen ich mit ihnen auch nicht einfach mal so mit dem Auto etwas ausserhalb fahren und in Ruhe spazieren kann. Somit bin ich auf die Gegebenheiten vor Ort angewiesen.
Beispiel: Manche Hunde haben schon ein ritualisiertes Verhalten. Das heißt, sie kommen aus der Wohnungstür raus und sind schon angespannt, checken die Umgebung und halten Ausschau nach dem ersten Auslöser. Also sind schon von der Trainingsseite her betrachtet die Gegebenheiten schlecht
. Was macht ein guter Dogwalker? Sie variert die Gassi Runden, geht mal hier – mal dort. Mit der Zeit aber auch Käse – denn die Hunde sind ja nicht doof. Erschwerend hinzu kommt, wenn es für den Hund mehrere Auslöser gibt: Schulkinder, andere Hunde, … und erwischt man noch dazu eine schlechte Uhrzeit, kommen uns in ~ 10 Minuten genau diese Auslöser entgegen und nach dem fünften sagt der Hund „Ich kann nicht mehr!“ Wie sich meine Hand nach diesen 10 Minunten anfühlt, lass ich mal weg :-/ Es geht ja hier um den Hund.

Der Glucose Spiegel baut sich nicht innerhalb kürzester Zeit wieder auf und – im Normalfall – möchte auch Frauchen / Herrchen am Abend noch eine Runde mit ihrem Hund gehen. Welche Möglichkeiten habe ich nun?
1. Ich lass den Hund sein Geschäft verrichten und beende die Runde so schnell wie möglich. Wenn der Hund will, wird er zuhause noch bespaßt oder durchgekrault.
2. Ich ziehe die 1 Stunde Gassi Runde durch wie vertraglich vereinbart.

Ich möchte nicht verallgemeinert die fachliche Kompetenz von privaten Hundehaltern in Frage stellen. Es gibt sehr viele Hundehalter, mit denen ich mich sehr gerne fachlich tiefgreifend unterhalte 🙂 *Daumen hoch*
Aber in solchen Fällen wie es mir vor ein paar Jahren passierte -> die Hundehalterin sagte mir ins Gesicht „Verena, ich zahle eine Stunde und Du gehst eine Stunde!“ – da werde ich einen Teufel tun und mich mit dieser „geballten fachlichen Intelligenz“ anlegen. In diesem Fall ging es um einen Welpen/Junghund, der nicht lange laufen wollte. Zumindest nicht im Wohngebiet. Ich nahm dann auch mal einen Hund aus der Nachbarschaft mit oder Welpen Dummys, um den Kleinen zu animieren. Doch wenn vermehrt Nachbarn auf mich zukommen und fragen „Entschuldigung, gehört der Welpe Ihnen?“ Ich entgegnete, dass ich ihn nur ausführe und die Leute mir dann erzählen „Ach, wissen Sie, Sie sind die einzige die ich mit dem Hund spazieren gehen sehe – die anderen lassen ihn immer nur in den Garten“. Da ließ mein Engagement ehrlich gesagt nach und nach der Aussage von oben … Diese Frau war die längste Zeit meine Kundin.

Ich lasse mir lieber nachsagen, dass ich die Gassi Runde gekürzt habe. Als das jemand sagen kann „Das Verhalten meines Hundes wurde schlimmer, als er bei Verena in der Betreuung war“.

Jeder Hundehalter will alles richtig machen. Aber weniger ist manchmal mehr! Und selbst wenn der Dogwalker nur 15 oder 30 Minuten mit dem Hund geht – anstatt der vereinbarten 60 Minuten – Eurem Hund geht es aber dadurch besser …. Was ist Euch lieber? Ein Dogwalker der stur die 60 Minuten durchzieht -> Ihr tingelt in die Hundeschule und das Verhalten wird und wird nicht besser. Oder ein Dogwalker der das Verhalten erkennt, Rücksicht nimmt & sich über die Konsequenzen bewußt ist.

Und ganz nebenbei bemerkt: Bei solchen Kürzungen werden die Hundehalter von mir über die Thematik informiert. Allerdings dürfte auch klar sein, dass solche Themen wie Leinenpöbler, Angst-aggressives Verhalten, …. nicht mit ein paar Hundeschul-Stunden absolviert ist. Wenn die Hundehalter keine Investitionen tätigen und sich das Verhalten nicht bessert, werde ich keine Dauerschleife runterleiern und handle einfach im Sinne des Hundes.

 

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